56plus
Mittwoch, 20. August 2025
  --- Besuchen Sie unser neues Informationsportal wodsch.de
Uhr


Das ehemalige Weingut Mattern in Neustadt a.d.W.-Haardt
Neustadt: Ehem.Weingut Mattern, Mandelring 38 (c) Hans Stefan Bolz / DSD
 
Das ehemalige Weingut Mattern in Neustadt a.d.W.-Haardt
Ein besonderes Bauwerk für ein besonderes Konsumgut

Handwerksbetriebe und Unternehmen haben spezielle Bedürfnisse und stellen besondere Anforderungen an die für sie passenden Bauwerke. So ist eine Vielzahl von Gebäuden für Handel und Wirtschaft entstanden, die der Nutzung dienen und die Lebensgrundlage widerspiegeln. Hofanlagen, Speichergebäude, Gasthöfe stechen sofort ins Auge, doch kann es sich auch um einfache Werkstätten und um Lagerhallen handeln, wie auch um komplexe Produktionsstätten und Bürogebäude. Die Planung und Errichtung solcher Bauten setzten ein Verständnis für die betrieblichen Anforderungen voraus, um deren Effizienz und Funktionalität sicherzustellen. Früher wuchsen solche Bauten aus dem Tagesgeschäft und langjähriger Erfahrung.

Zu diesen vielfältigen Bauten gehören auch die Produktionsstätten eines besonders beliebten Nahrungsmittels. Seit Jahrhunderten erfreut der Wein des Menschen Herz. Bewirtschaftet wird er in landwirtschaftlichen Betrieben, die sich auf den Anbau von Reben und die Herstellung des gegorenen Kulturgutes spezialisiert haben. Dazu gehört meist auch der Verkauf des mit viel Mühe und Leidenschaft hergestellten Traubensaftes. Die Stiftung hat in verschiedenen Bundesländern Weinberge, Winzerhöfe und Weingüter gefördert, in Rheinland-Pfalz etwa den Winzerhof Körtgen, in Sachsen das Winzerhaus zum Fliegenwedel und in Bayern das Winzerhofgut in Sulzfeld.

Das ehemalige Weingut Mattern im Norden von Haardt, einem Stadtteil von Neustadt an der Weinstraße, stellt unter ihnen ein besonders eindrucksvolles Beispiel dar. Gehört doch zum Gut neben dem Hauptgebäude und dem zweigeschossigen Kelterhaus ein langgestreckter Remisenbau aus dem Jahr 1783 und eine beeindruckende ummauerte Gartenanlage mit spätbarocken Skulpturen, einer Grotte und einem Teich. Das Haupthaus – im Kern ein Wohnhaus der Renaissance – wurde um 1595 errichtet, das Dach um 1693 zu Wohnzwecken ausgebaut. Das Innere veränderte man um die Mitte des 18. Jahrhunderts und nochmals einhundert Jahre später. Das Kelterhaus wurde um 1752 angebaut. Die langgestreckte eingeschossige Remise, die die Anlage nach Osten verlängert, entstand um 1783. Auch sie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts und nochmals um 1900 umgebaut.

Doch das ist noch nicht alles. An das dreigeschossige massive Wohnhaus mit Krüppelwalmdach schließt sich östlich im Winkel ein zweigeschossiger Anbau an, in dessen Obergeschoss sich der sogenannte Spiegelsaal mit einer hochherrschaftlichen Ausstattung und einer illusionistischen Deckenmalerei befindet. Dieser etwa 57 Quadratmeter große und holzvertäfelte Fest-saal ist ein besonderer Glanzpunkt des Hauses. Er wird durch eine hohe Doppelflügeltür betreten und ist mit jeweils drei großen Fenstern an der Nord- und Südseite sowie an der bemalten Decke auch mit detailreichen Stuckornamenten ausgestattet.

Der Saal mit seinem kunstvollen Parkettboden besitzt einen großen historischen Kachelofen, einen prunkvollen Lüster, Wandbespannungen aus Stoff und vier fast raumhohe, teilweise erblindete Wandspiegel. Hinter den Wandverkleidungen aus Stoff und hinter den Spiegeln sind ältere Tapetenreste einer früheren Fassung des Saals zu erkennen. Rundum verläuft eine prachtvolle Deckenstuckleiste. Gerade diese Besonderheit verweist – noch im restaurierungsbedürftigen Zustand – auf das durchaus selbstbewusste Selbstverständnis der Weinbauern und ihre wirtschaftliche Stellung.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz förderte beim ehemaligen Weingut Mattern die Schieferneudeckung des Kelterhauses. Die Dachsanierung war wichtig, da undichte Dächer, Eindringen von Feuchtigkeit ins Mauerwerk und weitere Schädigungen durch die Feuchtigkeit zu beheben waren. Freilich finden in der zum Anwesen gehörenden historischen Parkanlage seit Jahrzehnten über das Jahr hinweg zahlreiche öffentliche, kulturelle Veranstaltungen regionaler Vereine, der Ortsverwaltung sowie ökumenische Gottesdienste der Kirchengemeinde statt. Dabei werden auch die im Erdgeschoss liegenden Räume wie Küche, WC, Lager und Künstlergarderobe genutzt.
 
Eintrag vom: 09.08.2025  




zurück
prolix_anzeige_subculture_2.jpg
vorderhaus.jpg



Copyright 2010 - 2025 B. Jäger