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Freiburg: Trauer um Berthold Kiefer
Der langjährige Sozialbürgermeister verstarb letzten Dienstag im Alter von 92 Jahren

Der ehemalige Sozial-, Ordnungs- und Feuerwehrdezernent hatte 23 Jahre lang das größte Dezernat der Stadtverwaltung geleitet

Der 1925 geborene Bürgermeister a.D. Berthold Kiefer ist am Dienstag, 24. April im Alter von 92 Jahren verstorben. 23 Jahre lang, von 1964 bis zu seiner Pensionierung 1987, hatte der studierte Jurist Berthold Kiefer als Sozial-, Ordnungs- und Feuerwehrbürgermeister das damals größte Dezernat der Stadtverwaltung geleitet. Oberbürgermeister Dieter Salomon würdigte Kiefer als Architekten einer sozialen Infrastruktur, die weit über Freiburg hinaus Beachtung gefunden habe, und dessen Wirken bis heute zu spüren sei: „Sein Engagement im sozialen Leben der Stadt war gelebte Mitmenschlichkeit und Solidarität mit Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind.“

Berthold Kiefer wurde am 8. November 1925 in der nördlichsten Stadt Badens, in Wertheim, geboren. Ab 1933 lebte die Familie in Heidelberg. Dort studierte er nach Kriegsdienst und Gefangenschaft später unter anderem Rechtswissenschaften, anschließend war er zunächst in der baden-württembergischen Landesverwaltung tätig. 1964 wählte der Freiburger Gemeinderat den 38-jährigen Oberregierungsrat zum seinerzeit jüngsten Sozialdezernenten einer deutschen Großstadt. Er engagierte sich über viele Jahrzehnte nicht nur in seinem Beruf, sondern auch weit darüber hinaus, beispielsweise als stellvertretender Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt Baden-Württemberg. Mit den Aufgabenschwerpunkten Soziales und Jugend, Polizeibehörde und öffentliche Ordnung, Einwohnerwesen, Standesamt, Forst, Feuerwehr und Katastrophenschutz leitete er nicht nur das größte, sondern auch das vielseitigste Dezernat der Stadtverwaltung; zeitweilig war Kiefer auch kommissarischer Baudezernent und verantwortete gegen Ende seiner Amtszeit auch das Themenfeld Umweltschutz.

In seine Amtszeit fielen tiefgreifende Veränderungen: Als Sozialdezernent betrieb Kiefer in enger Partnerschaft mit freien und kirchlichen Trägern den flächendeckenden Ausbau der sozialen Infrastruktur. Bundesweit bekannt wurde er mit dem Projekt, Sinti und Roma in einer eigens errichteten Siedlung in Weingarten mit schulischen, sozialen und Jugendeinrichtungen in die Stadtgesellschaft zu integrieren. Aus dem von Kiefer gegründeten „Arbeitskreis Ausländer“ entstand der spätere Ausländerbeirat, heute Migrantinnen- und Migrantenbeirat. In Kiefers Amtszeit wurde 1969 an der Eschholzstraße eine neue zentrale Feuerwache und Einsatzzentrale der Rettungsdienste gebaut. Als Dezernent für das städtische Forstamt vertrat er in überregionalen Gremien die waldbesitzenden Kommunen und suchte vor Ort eine enge Kooperation mit der Forstwissenschaftlichen Fakultät bei der Untersuchung des Waldsterbens.

Im Anschluss an seine Pensionierung Ende 1987 half Berthold Kiefer dann nach Öffnung der DDR beim Aufbau der Verwaltung im brandenburgischen Rathenow und im Ostseebad Prerow, engagierte sich weiter im Vorstand der Arbeiterwohlfahrt und im Haus der Hörgeschädigten im Vauban. Kiefer hatte sich voller Überzeugung dafür eingesetzt, dass die Interessengemeinschaft Gehörlosen- und Schwerhörigenzentrum im jungen Stadtteil Vauban ein eigenes Haus errichten konnte. Außerdem war er viele Jahre lang Vorstandsmitglied des Landesseniorenrats Baden-Württemberg und engagierte sich für den Gehörlosensportverband. 2014 würdigte die AWO Baden seine zahlreichen Verdienste mit der Benennung eines Wohnheims für Menschen mit Behinderung im Rieselfeld als „Berthold Kiefer-Haus“.
 
Eintrag vom: 27.04.2018  




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